Montag, 4. Februar 2013

von Gallensteinen die niemand Interessiert


Gut, fangen wir von vorne an. Wie kam ich zu einer 12 cm langen Narbe die von einem Hüftknochen zum anderen reicht?!

Ich glaub angefangen hat alles Montag vor 2 Wochen.    Ja, Montag, der 21.01.2013. Ein paar Wochen davor hatte ich schon Probleme mit dem Bauch. Besonders gestört hat mich, dass er wirklich Druckempfindlich war. Vorzugsweise rechts unter dem Rippenbogen. Da sitzen die Leber und die Galle. Mein Chef, ein wirklich guter Osteopath, hat mich behandelt und die Schmerzen wurden weniger. Inzwischen weiß ich, dass dieser Schmerz nichts mit dem Grund zu tun hat warum ich im Krankenhaus liege. Ich hab Gallensteine. Mit 26. Ich bin begeistert. Als Physio-Schülerin hab ich noch gelernt, dass es für Gallensteinpatienten ‘ne Sogenannte „5-F-Regel“ gibt. Der perfekte Gallenstein-Patient ist:

Female, Fet, Fair, Forty, Fertile.

Weiblich, Fett, Blond, über 40 & Fruchtbar.


Ich erfülle zwei Kriterien. 2… von 5. Gut, vielleicht drei, wenn man mich als Fett bezeichnen will. Beschließe daraufhin was zu ändern. Werde meine Haare wieder färben… Nein, das war nicht mein erster Gedanke. Natürlich hab ich mir gleich vorgenommen mehr Sport zu machen. 
Irgendwann mal. 
Man könnte meinen Mediziner interessieren sich für meinen Gallenstein. Immerhin ist er doch fast 6 cm groß (5,9). Aber nein. Dem ist nicht so. Der wird von allen ignoriert. Eigentlich scheint der Gallenstein sich wirklich keiner großen Beliebtheit zu erfreuen. Bei allen Untersuchungen werde ich nur gefragt ob ich Nierensteine hätte. Wenn ich dann die Frage verneine und stattdessen von meinem Gallenstein erzähle schauen alle recht überrascht. Ha, sie können es also auch nicht fassen. Trotzdem wird das Gebilde aus Cholesterin, Cholesterol, Bilirubin und mehr, total ignoriert. Bin mal gespannt, ob ich ihm mal einen weiteren Krankenhausaufenthalt verdanke.

Da alle meinen Gallenstein ignorieren, werde ich es jetzt auch tun. Zurück zu meinen eigenartigen Bauchschmerzen. 



Von den Bauchschmerzen abgesehen ging‘s mir gut. Eigentlich. Leichte Rückenschmerzen, ziehen in der Leiste, aber nichts, was mir Sorgen machen würde. Montag arbeiten, Dienstag Arbeiten, Mittwoch Arbeiten… und dabei fast draufgehen. Inzwischen war der Schmerz deutlich zu lokalisieren und schon so übel, dass sogar meine Patienten meinten, dass ich ned gut ausseh. Und die sind geübt im Lügen, die sagen auch immer, dass ich ja so schlank wäre. ;)

Mein Chef hat mir früh am Mittag schon den Auftrag erteilt die Handynummer des örtlichen Arztes herauszufinden. Mittwoch ist in dem Dorf in dem ich leb scheinbar der Tag, an dem kein Arzt in der  eigenen Praxis ist. Die sind alle unterwegs. Angeblich auf Hausbesuchen, aber ich vermute stark, dass sie sich irgendwo in nem Café treffen und über ihre Patienten ablästern. 
Laudi ist ja nicht dumm und ruft die Mutter der Sprechstundenhilfe vom Arzt an. Die gibt mir, natürlich, nach ein bisschen Unterhaltung die Handynummer. Unter der Bedingung, dass ich der Tochter erklär, dass es echt ein Notfall ist. Seither wird versucht die junge Frau anzurufen. Die schält verdammt schnell ihr Handy aus. Meine Kollegen und ich versuchen es immer wieder während der eigene Praxisbetrieb weiter geht.

Gegen 19 Uhr komm ich schon auf dem Zahnfleisch daher und mein Chef beschließt, dass jetzt genug ist. Den restlichen Patienten wird abgesagt und er läd mich in sein Auto- wir fahren direkt zum Arzt. Der verschanzt sich aber. Keine Chance. 

Das ist wichtig, weil am nächsten Tag, Donnerstagmorgen also, alle, wirklich jeder von ihnen, sagt, man hätte doch nur was sagen müssen. Natürlich hätten sie gleich geholfen. *hust* 
Nach einer halben Stunde Wartezeit wurde ich dann behandelt. Bisschen den Bauch abtasten, Urinprobe und die Diagnose steht:
Nierenbeckenentzündung inkl. Harnwegsinfekt.

Ich werde mit einer Krankmeldung und den ersten Tabletten entlassen. Jetzt gilt es mich warm einzupacken, viel Tee zu trinken und dreimal am Tag Aspirin zu schlucken. (Neben den verschriebenen Tabletten)
Am Sonntag war ich eigentlich so fit, dass ich voller Überzeugung sagen konnte, ich komm am Montag zum Arbeiten.  Das war morgens, am Abend war ich davon Überzeugt zu sterben. Die Schmerzen im Rücken waren verschwunden, dafür zog sich das ganze sehr deutlich und heftig von der linken Seite zur linken Leiste. Schön den Verlauf des Harnleiters. Wenn man so will.

Montagmorgen führte mich mein Weg also direkt zum Arzt.
Hätte ich geahnt, dass ich an dem Tag nicht mehr nach Hause komme, dann hätte ich nicht nur gefrühstückt, sondern auch mein Bett gemacht. Wenigstens hatte ich saubere Unterwäsche an… 




2 Kommentare:

  1. Es ist halt nix auf dem Land zu leben wo man jede Sau kennt, aber dennoch die ärztliche Versorgung miserabel ist.

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