Donnerstag, 14. März 2013

Passierschein A38


Entschuldigt die längere Pause, wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und bin jetzt bei meinen Eltern. Alleine Wohnen ist noch nicht drin. Dafür darf ich jetzt in den Genuss von all dem kommen, dass mich hat ausziehen lassen. Mit dem Unterschied, dass ich meine eigenen Sachen nicht hier hab. (Auch nicht mehr aktuell. Bin wieder in meinen eigenen 4-Wänden)
Jetzt aber zurück zum Thema. Krankenhaus.




Noch immer begeistert von der Raffinesse des Urologen stand ich dann vor der geschlossenen Apotheke. War ja so klar dass die jetzt zu hat. Neben der Entscheidung nicht zu Frühstücken und meine imaginäre Küche am Laufen zu halten, Gerichte Servieren, Zutaten sammeln,  etc.  (Spiel bei Facebook) war es also die zweite richtig dumme Idee gewesen, erst zum Arzt zu gehen und DANN in die Apotheke. Ich erinnerte mich an den Plan. Krankenhaus, Bilder machen, Bilder bekommen, entlassen werden. Da das maximal zwei Stunden in Anspruch nehmen dürfte plante ich weiter. Apotheke aufsuchen, bei ALDI die Glasplatten/Magnetfaseln die ab heute im Angebot sind kaufen, richtig geil chinesisch kochen – Frühstück hatte ich gedanklich schon gestrichen – Facebookspiel rocken. Fast so ein toller Plan wie der, den ich beim Aufstehen gefasst hatte.  Zum Glück bin ich flexibel.

Ich fuhr also in das örtliche Krankenhaus. Zu meiner Überraschung war an einem Montagmittag jeder noch so kleine Parkplatz auf dem Gelände belegt. Dabei liegt ein durchschnittlicher Krankenhausbesuch bei Verwandten bei knappen 30 Minuten, die erlaubte Parkzeit ist aber 2h. Bleiben die Besucher also die restliche Zeit im Café und trinken gemütlich was?
Noch mit einem Lächeln  auf den Lippen betrat ich das Krankenhaus. 
Da ich an diesem Tag vom Glück geküsst worden bin bekam ich einen Parkplatz. Einen wirklich guten. Rechts und links standen beide Autos sogar innerhalb der Markierung.
Da man ja einen auf Patient machen will, fragt man erstmal an der Pforte wo genau man sich denn melden soll. Ich werde in den zweiten Stock geschickt. Aufnahme innere Patienten. Gut.
Dort sitzen schon vier matronenhafte Damen. Wieder einmal senke ich den Altersdurchschnitt der wartenden Personen erheblich.
An der Tür zur Anmeldung klebt ein Zettel, der ausdrücklich darauf Hinweist, dass man klopfen soll und nur dann den Raum betreten darf, wenn man dazu deutlich aufgefordert wird. Ich verliere ein weiteres, kleines Stückchens meines Glaubens an die Menschheit. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich selbst in diesem Krankenhaus gearbeitet habe. Keiner, wirklich KEINER, der Menschen die hier arbeiten  (Weder Putzfrau, noch Koch, noch Arzt, noch Schwester, geschweige denn ein Zivi (Damals gab es das noch)) haben sich jemals von einer Tür aufhalten lassen. So komme ich zum Schluss, dass man diesen Zettel an der Tür also nur dazu hat, um Patienten von Personal unterscheiden zu können. Wer klopft hat verloren und bekommt ein Nachthemd angezogen dass Hinten offen ist.
. Da ich inzwischen ja gut geübt darin bin zu warten, tue ich genau das. Mir kommt die Frage in den Sinn, wie viele Stunden seines Lebens der Mensch durchschnittlich mit Warten verbringt. Habe ich durch den heutigen Tag mein Soll erfüllt?  

Es dauert schon wieder ein dreiviertel Frauenmagazin bis eine weibliche Stimme die Tür freigibt und zum Eintritt auffordert. Ich nenne meinen Namen und überreiche meine Röntgenbilder. Durch die große Mappe werde ich angesehen als ob ich von einem anderen Planeten kommen würde. Zum ersten Mal wird mir mitgeteilt, dass man eigentlich keine „richtigen“ Röntgenbilder mehr macht. Alles nur noch digital. Als ob ich schuld dran wäre, dass nun dieser überdimensionale Umschlag für meinen ganzen Aufenthalt hier unweigerlich mit meiner Krankenakte verbunden sein würde. Dann platz die Chefärztin der Gynäkologie in unser „Gespräch“ und lockt mich in ihr Büro. Ich bin schockiert. In diesem Büro könnte man gut ein Dreibettzimmer unterbringen. Sie hat zwar schon mit meinem Urologen Telefoniert, will aber von mir auch nochmal alles hören. Als „einfacher Patient“ würde ich ihr erzählen, dass auf dem Fernseher, der nur schwarz-weißen Mist zeigt eine Blase war, der Arzt mir danach Zeug gespritzt hat, mehrmals geröntgt hat und mir dann noch das Vergnügen einer Blasenspiegelung ermöglicht  hat. Dadurch, dass ich schon langsam durch die ganze Warterei betäubt war rasselte ich das Ganze in medizinisch runter, inklusive einiger Ergänzungen. Reichte ihr trotzdem nicht. Musste mich schon wieder ausziehen. Ein weiteres Mal musste ich daran denken, wie froh ich bin einen frischen Schlüpfer und frische Socken zu tragen. Dank der aktuellen Schönheitsanforderungen waren, trotz Winter, sogar meine Beine rasiert. Ich war schon fast stolz auf mich. Das fast schon dankbare Lächeln auf den Lippen meiner neuen Ärztin bestärkte mich in dieser Empfindung. Die Gynäkologin machte sich also trotz allen Bildern und Berichten nochmals daran mich richtig zu untersuchen. Schon wieder hatte ich eine Nadel im Arm. Diesmal hab ich wenigstens die Nadel kaum gespürt. War begeistert. Noch während sie zwischen meinen Beinen beschäftigt war verkündete sie mir, wie begeistert sie sei, dass ich noch immer nüchtern sei. Man könne ja gleich heute operieren. Im Gegensatz zu ihrer hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Auch wenn ich meine Zysten und Tumore (Tumore sind alle Gewebsansammlungen. Rigoros alle!) schon mehrmals jetzt gesehen hatte und vom Urologe die Abkürzung OP gehört hatte, konnte ich mich noch immer nicht damit anfreunden. Weder als Medizinerin, noch als Patientin.

Wieder angezogen wurde ich ans andere Ende des Flures geschickt um die Aufnahme zu beenden. Auf dem Weg kam ich zum Schluss, dass ich mich verarscht fühle. Eigentlich war ich doch nur hier um die Warteschlange bei dem örtlichen CT/MRT/Röntgen-Mensch zu übergehen und noch immer redete jeder Weißkittel von einer OP. Dabei hat mir noch keiner gesagt was genau ich jetzt eigentlich habe. Zysten allein gelten ja wohl kaum als Krankheitsbild, abgesehen davon lösen die von Heut auf Morgen auch nicht diese Vernichtungsschmerzen aus die mich die letzten Tage drangsalierten.
Am Ziel angekommen – ich musste übrigens nicht nur den Flur entlang sondern auch noch links abbiegen und an das Ende eines ganz anderen Flures watscheln! – wurden meine Daten aufgenommen. Es hat stolze 6 Minuten gebraucht bis die Dame mir sagte, dass ich, durch meine Zusatzversicherung, eigentlich gar nicht richtig wäre. Zur Aufnahme und Anmeldung müsste ich ins  Erdgeschoss. Ist ja nicht so, als ob ich davor nicht an der Pforte gefragt hätte wo ich hin muss. Die Begeisterung war mir ins Gesicht geschrieben. Die beiden Damen (erinnerten mich übelst an Dick und Doof) im Erdgeschoss waren ebenfalls total begeistert. Vor allem davon, dass ich mein Kommen nicht angemeldet hatte. Ja... war ja auch geplant gewesen.
Die Azubine – ich behaupte einfach mal sie war eine, angesichts ihres Alters und der unglaublichen Kompetenz die sie ausstrahlte – versuchte mir die ganzen Unterlagen zu erklären die man mir zum Unterschreiben vorlegte. Am Ende waren wir so weit, dass ich ihr erklärt hab wozu die einzelnen Dokumente wohl gut waren und sie nickte nur bestätigend. Wie gesagt, unfassbar Kompetent. Beide waren, im Übrigen, fast so freundlich wie kompetent! Ist immer schön Menschen zu treffen die Spaß an ihrem Beruf haben.
Zurück im Aufnahmezimmer des zweiten Stocks wurde ich dann darauf hingewiesen, dass ich mein Auto nicht auf dem Parkplatz stehen lassen könnte und einen Parkausweis beantragen solle. Überrascht es euch, dass das nur unten an der Pforte geht? Mich nicht. Nicht mehr. Ich mein, warum solche zusammenhängenden Informationen auf einmal hergeben, wenn der Patient doch mit höllischen Schmerzen auch 3-mal mehr oder weniger unnötig durch das Krankenhaus irren kann. Wär ja langweilig wenn alles auf einmal gehen würde.
So gern die einen auch darauf hinweisen, dass  man ohne Parkausweis nicht parken darf, so ungern scheinen sie die Ausweise auch herzugeben. Was mich an der Sache am meisten geärgert hat war, dass ich streng genommen nur ca 750m weit weg vom Krankenhaus wohn und dort, auf „meinen Parkplatz“, mein Auto abstellen könnte. Hätte ich auch, hätte ich gewusst, dass ich über Nacht bleiben muss. War ja, eigentlich, nicht Teil des Plans.

Irgendwann war dann alles geregelt und ich bekam sogar ein Zimmer. Was ich noch immer für unnötig erachtet habe, da ich ja eigentlich nur zum Bilder-machen da war. (Hab trotzdem darum gekämpft dass mein Auto länger als 2h auf dem Parkplatz stehen darf. Die Parkdauer war inzwischen auch erreicht…)
Das Schöne war, dass ich als richtig aufgenommener Patient mit eigenem Zimmer auch Schmerzmittel bekommen konnte. Hab ich dann auch gleich. Eine ganze Flasche. Noch während das Zeug in meinen frisch gelegten Zugang lief rief ich noch in meiner Praxis an um mal vorsichtshalber anzukündigen, dass ich wohl nicht unbedingt am nächsten Tag kommen könnte.
Dann endlich, die Infusion war schon komplett durchgelaufen, wurde ich ins Röntgen gerufen. Endlich. Ein Blick auf die Uhr ließ mich doch noch hoffen, dass ich wenigstens zum Abendessen in meiner Wohnung sein würde. 

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